nothing to lose, no life to choose.
Abigail Bennet; ein Name, der inzwischen nicht mehr unbekannt ist in der New Yorker High Society. Ist sie die angebliche Tochter und Erbin eines ominösen Milliardärs, der in schmutzige Geschäfte verwickelt ist oder sogar die Tochter einer intriganten Escortdame, die einem reichen Witwer den Kopf verdreht hatte? Zahlreiche Gerüchte ranken sich um ihre Person. Ihre Vergangenheit bleibt jedoch ein Rätsel und das obwohl sie überall zu sein scheint: Abigail taucht an fast jedem wichtigen, namhaften Gross-Event oder Anlass auf und ist bekannt für ihre grosszügigen Beiträge, die sie für wohltätige Zwecke spendet oder in verschiedene Projekte investiert. Woher das ganze Geld kommt, bleibt fraglich. Denn als
stellvertretende Chefredakteurin der New York Times verdient Abigail bestimmt nicht genug, um für ihren kostspieligen Lebensstil aufzukommen. Kein Wunder also, dass sich die Leute ihre Münder über sie zerreissen und wer weiss? Vielleicht stimmt ja das Gerücht, dass Abigails grösste Einkommensquelle aus den Schecks besteht, die sie von ihren wohlhabenden Liebhabern und Liebhaberinnen erhält.
same people, different party.
Als Teil der Elite in New York pflegt Abigail Kontakte zu wichtige und berühmte Persönlichkeiten. Das ist wohl nicht zuletzt der guten Beziehung zur Anführerin des wohl grössten Clans in New York zu verdanken. Obwohl Abigail eine
Moroi ist wurde sie von dieser mit offenen Armen in den Clan empfangen. Nur die Anführerin weiss, dass die inzwischen
275-Jährige ursprünglich
Grace Astley hiess und durch sehr unglückliche Umstände mit
24 Jahren erweckt wurde. Böse Zungen behaupten jedoch, dass Abigail eigentlich nur ausgenutzt wird: Einerseits diene sie als Absicherung gegen feindlich gesinnte Artgenossen, andererseits würde Abigail so selbst unter Kontrolle der Anführerin bleiben. Dennoch fällt der blonden Moroi eine nicht unwichtige Aufgabe zu: Abigail ist für das
Aufräumen zuständig bzw. vertuscht Unfälle, die durch Clanmitglieder verursacht wurden. Sie trennt die Welt der Strigois von der Welt der Menschen und ist, wenn ihr nicht ein anderer Clan zuvorkommt, oft die erste
Ansprechperson oder gar
Mentorin für (interessante) frisch Erweckte, die von ihren Erschaffern im Stich gelassen wurden. Die Liste ihrer Aufgabenbereiche ist lang und ihre Mittel nicht selten blutig.
CHARAKTER heart made of glass, my mind of stone.
Grace, so wie Abigail früher hiess, war immer bedacht darauf gewesen, den Vorstellungen anderer zu entsprechen: Sie war die verständnisvolle Tochter einer Familie aus dem niederen Adel Englands gewesen, die sich ohne Widerworte für eine hohe Geldsumme an einen reichen Geschäftsmann verheiraten liess. So konnte sich die Familie aus der finanziellen Misere retten und ihrem Ehemann gelang der ersehnte soziale Aufstieg in den Adel. Daraufhin bemühte sie sich darum, eine liebevolle und unterstützende Ehefrau für ihren sehr viel älteren Gatten zu sein, wobei sie ihre Pflichten als fromme Christin nie vernachlässigt hatte. Andere Leute glücklich sehen, machte Grace glücklich... Zumindest bis sie
ihn kennenlernte.Ein Geschäftspartner ihres Ehemannes, der all ihre Bemühungen zunichtegemacht hatte. Denn mehr noch als körperliches Begehren oder Liebe, empfanden beide eine tiefe Verbundenheit zueinander, die wohl am besten mit „Seelenverwandtschaft“ zu beschreiben wäre. Es war dieses Verständnis füreinander, das keiner Worte bedurfte. Doch der Ehemann wurde eifersüchtig. Schlug und demütigte seine junge Gattin als Strafe in aller Öffentlichkeit. Der Strigoi verlor seine Beherrschung. Ein Gemetzel. Der Mann starb. Zahlreiche Zeugen. Augen voller Angst. Nur Grace fürchtete sich nicht vor ihm; war bereit, ihn zu akzeptieren und ihr ganzes Leben nur für ihn aufzugeben. Er wollte es nicht. Wollte das bisschen Unschuld, das sie noch besass, schützen. Also versteckte er sie vor seinem Clan. Pläne, in die neue Welt zu fliehen, wurden gemacht. Doch alles vergeblich. Der Clan stöberte beide auf und als Strafe wurde er gefoltert; nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Man liess Grace beissen und ihn im Ungewissen, ob sie das Gen besitzt oder nicht – ob sie überlebt hat oder nicht.Sie hatte überlebt. Der Clan untersagte ihr aber natürlich die Nähe zu
ihm; drohte ihr damit, ihn auf der Stelle zu töten, wenn sie nicht gehorchen würde und überliess sie dann ihrem Schicksal. Für eine Weile wanderte Grace orientierungslos herum; liess sich von ihren Instinkten leiten und verweilte nie lange an einem Ort. Irgendwann, als sie schon jegliches Zeitgefühl verloren hatte, liess sie sich in die neue Welt treiben. Amerika erschien ihr tröstend zu sein. Die einzige Verbindung, die sie noch zu ihm hatte.
all of the love in the world couldn't make me less alone.
Nach ihrer Erweckung starb Etwas in Abigail. Sie hatte ihren Glauben an Gott und alles andere, woran sie früher festgehalten hatte, verloren. Wo einst so viel Liebe, Wärme und Mitgefühl war, ist nun kalte Ödnis. Der Moroi sind nur Trauer, Schmerz und Einsamkeit geblieben. Möglicherweise auch etwas Schuldgefühle. Über ihre Vergangenheit redet sie darum nicht und reagiert sehr gereizt, wenn man sie darauf anspricht. Selbst innerhalb des Clans gibt es kaum Mitglieder, die etwas über ihr früheres Leben wissen. Man sieht es ihr eigentlich auch kaum an. Denn nach aussen hin bewahrt sie in der Regel eine makellose Erscheinung: ruhig, zuvorkommend, charmant, gesprächig, bescheiden und ein leichter Hang zum Perfektionismus. Doch das ist nur eine Seite von ihr. Gerade die anderen Mitglieder des Clans wissen, wie brutal, kaltherzig und skrupellos sie sein kann. Denn der Verlust ihres Glaubens und ihres Lebenssinns hat eine Leere hinterlassen, die sie verzweifelt zu füllen versucht. So schlüpft sie von Rolle zu Rolle: Als manipulative Verführerin erschleicht sie sich das Geld der Reichen; als liebevolle Mentorin kümmert sie sich behutsam um jeden verlassenen Jungstrigoi, der ihr zugeteilt wird und als untergebenes Clanmitglied führt sie jeden Befehl der Anführerin erbarmungslos aus. Ihr vertraut Abigail blind und auch nur sie, weiss was Abigail wirklich ist: eine gebrochene Seele. Die Moroi hat jede Hoffnung auf Glück aufgegeben; ertrinkt in ihrer Melancholie und erstickt an der Einsamkeit. Eine fragile Seite, die Abigail mit allem was sie hat, zu verleugnen versucht. Die Anführerin hat sich das zu Nutze gemacht und Abigail an sich gebunden; sie abhängig gemacht. Dumm ist Abigail aber nicht. Sie weiss um die Absichten und den Charakter der Anführerin Bescheid. Aber das macht ihr nichts. Ganz im Gegenteil: Sie ist ihr sogar dankbar... Dankbar dafür, dass sie nun einen Sinn und Zweck in dieser Welt hat... dass man sie
braucht und sie nicht mehr alleine sein muss mit ihren Gedanken.
....she distanced herself, to save herself.
FÄHIGKEITENAls
Moroi ist Abigail einem Strigoi klar unterlegen; über die Jahre hinweg, hat sie aber gelernt, wie sie ihre Fähigkeiten zu ihrem Nutzen einsetzen kann. So ist sie nun auch in der Lage jüngere Morois sowie Strigois mit ihrem Pheromon zu beeinflussen. Ansonsten sticht sie jedoch nicht heraus. Nur ihre spezielle Fähigkeit erscheint etwas eigen zu sein: Abigail kann die speziellen Fähigkeiten von anderen Sitrgois
auflösen bzw. aufheben; braucht dafür aber Körper- oder Augenkontakt. Die Fähigkeit funktioniert auch unbewusst: Wird Abigail von einem Strigoi berührt oder angesehen, der seine Fähigkeiten einsetzt, löst sich ihre Fähigkeit automatisch aus. Den Jackpot im Strigoi-Lotto hat sie damit aber definitiv nicht geknackt. Denn Strigois, die den Morois gegenüber ohnehin schon nicht wohlgesinnt sind, vertrauen Abigail erst recht nicht und finden sie regelrecht widerwärtig. Schlimmer noch: Sie ist unbrauchbar, ja sogar gefährlich, im Krieg gegen die Hexen und ein missratenes Exemplar. Nutzlos. Erst die Anführerin des Clans hat den Wert Abigails für sich entdeckt. Den Preis, den Abigail für den Einsatz dieser Fähigkeit ausgeben muss, ist im Vergleich zu anderen Strigois aber fast schon harmlos. Nimmt sie mit ihrer Fähigkeit etwas weg (wenn auch nur temporär), so muss sie als Bezahlung etwas geben. Sie verspürt den Drang, andere
beschenken zu müssen. Was oder wieviel sie verschenken muss, hängt von zwei Faktoren ab, die stark an Abigails subjektiven Einschätzung gebunden sind: Dabei handelt es sich einerseits um den
Wert der aufgehobenen Fähigkeiten (je wertvoller Abigail eine Fähigkeit erachtet, desto wertvoller muss das Geschenk sein) und andererseits um den
Wert der verschenkten Gegenstände selbst (z.B. hält Abigail nicht sonderlich viel von Geld, weshalb es sich bei ihren vermeintlich gutgemeinten Geldspenden oft um sehr hohe Summen handelt. Umgekehrt können „billige“ Gegenstände mit einem hohen emotionalen Wert für Abigail sehr wertvoll sein).